Nachbericht zum Einsatz der Kreisfeuerwehrbereitschaft des Landkreises Holzminden zur Fluthilfe in NRW

Wetterbedingt kam es in der vergangenen Woche durch heftige und langanhaltende Niederschläge, ausgehend vom Tiefdruckgebiet „Bernd“ zu zahlreichen Überflutungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Diese Überflutungen nahmen rasch katastrophale Ausmaße an. Die Wassermassen kosteten viele Menschenleben und nahmen den Überlebenden alles, was sie besaßen. Auch an der Infrastruktur der betroffenen Gebiete entstand enormer Schaden. Vielerorts wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Als eine der ersten Kreisfeuerwehrbereitschaften aus dem Land Niedersachsen wurden die Einsatzkräfte aus dem Landkreis Holzminden am Donnerstagabend in einen sogenannten Voralarm gesetzt. Dieser soll es ermöglichen, für einen eventuell anstehenden Einsatz im Katastrophengebiet diverse Vorbereitungen zu treffen. Am Freitag folgte dann der offizielle Marschbefehl für die Kräfte aus dem Landkreis.

Zunächst wurde dem Verband ein Verfügungsraum zugewiesen, aus welchem die Einsatzkräfte dann abgerufen werden sollten. Daher sollte zunächst das Messegelände in der Landeshauptstadt Düsseldorf das Ziel der Kolonnenfahrt sein. Der Hilfeleistungseinsatz sollte vorrausichtlich 48 Stunden andauern.

Am Freitagvormittag fand dann die erste Lagebesprechung an der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Holzminden statt. Gemeinsam mit Vertretern des Landkreises gaben Kreisbrandmeister Jens Heinemeyer und Bereitschaftsführer Michael Eisenbeis den Führungskräften der Kreisfeuerwehrbereitschaft eine erste Einweisung in die kommenden Aufgaben. Primärer Einsatzauftrag sollte das Pumpen von Wasser im Schadengebiet sein. Das genaue Ziel für die Südniedersachsen war zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Es galt aber, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen. Weiterhin wurde darauf verwiesen, dass aufgrund der nach wie vor andauernden Corona-Pandemie nur vollständig geimpfte Einsatzkräfte die Reise in das Nachbarbundesland antreten dürfen.

In der Nacht von Freitag auf Samstag waren dann die Vorbereitungen der einzelnen Züge abgeschlossen. Insgesamt trafen sich um 0:00 Uhr rund 170 Einsatzkräfte der Feuerwehren im Landkreis, der Johanniter und des Deutschen Roten Kreuzes auf dem Parkplatz des Kaufland-Marktes in Holzminden. Auch Landrat Michael Schünemann war kurzfristig angereist, um die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu verabschieden und Ihnen die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben. Auch der genaue Einsatzort stand nun fest. Ziel der Holzmindener Kreisfeuerwehrbereitschaft war die Stadt Eschweiler in der Städteregion Aachen, deren rund 56.000 Einwohner stark von den Fluten betroffen waren.

Nach rund 7 ½ Stunden Kolonnenfahrt mit zwei geplanten Unterbrechungen trafen die Einsatzkräfte an einem Sportgelände in der Nähe von Eschweiler ein. Neben den Einsatzkräften der Kreisfeuerwehr Holzminden wurde hier auch eine Spezialeinheit der Feuerwehr Emden erwartet, die mit einer Hochleistungspumpe ausgestattet ist. Gemeinsam sollte der Einsatz in Eschweiler dann angegangen werden.

Nach einer kurzen Rast fuhr ein Führungstrupp zur Besprechung in die örtliche Einsatzleitung und bekam dort ein Einsatzgebiet zugewiesen, welches es komplett in Eigenregie zu organisieren und abzuarbeiten galt. Somit machte sich die Bereitschaftsführung gemeinsam mit der Drohnenstaffel auf, um diesen Bereich zu erkunden. Es handelte sich um ein Mischgebiet aus Wohnhäusern, Firmengebäuden und Lagerhallen, welches teilweise über 2 Meter tief unter Wasser stand. Als Bereitstellungsraum für die Feuerwehrkräfte stand ein Parkplatz eines Baumarktes, welcher direkt an das Einsatzgebiet grenzte, zur Verfügung. Parallel wurde nach einer geeigneten Unterkunft für 170 Einsatzkräfte gesucht.

Um die Überfluteten Flächen in dem Gebiet vom Wasser zu befreien wurden der 1. & 4. Zug sowie die Hochleistungspumpe der Feuerwehr Emden eingesetzt. Bis zum Sonntag wurde hier, teilweise rund um die Uhr, gepumpt. Das abgepumpte Wasser wurde über Schlauchleitungen von der Einsatzstelle wegtransportiert. Im späteren Einsatzverlauf konnten die Einsatzkräfte eine vorhandene Pumpstation wieder in Betrieb nehmen, welche die Arbeit erheblich erleichtern konnte. Nachdem das Wasser von den Straßen und Wegen entfernt worden war, wurden noch einige Keller auf dem Gelände entwässert.

Eine weitere Einsatzstelle führte vornehmlich den 3. Zug der Kreisfeuerwehrbereitschaft in die Innenstadt von Eschweiler. Dort wurde ein Krankenhaus mit ca. 400 Betten stark von den Wassermassen getroffen. Auf mehreren Etagen stand der Keller komplett unter Wasser. Durch örtliche Kräfte wurden alle Patienten bereits evakuiert. Es galt auch hier, das Krankenhaus von Wasser zu befreien. Dazu wurden mittels mehrerer Tragkraftspritzen im Schichtbetrieb auch hier mehrere Millionen Liter Wasser aus dem Keller gepumpt, in welchem das Wasser große Zerstörung angerichtet hatte. Hier wurden die Einsatzkräfte am Sonntag durch mehrere Züge des technischen Hilfswerkes unterstützt, die das Gebäude gegen Einsturz und herabfallende Teile sicherten.

Der 2. Zug kümmerte sich primär um diverse Privathaushalte. Es wurden Keller, Wohnungen, Zufahrten und Garagen von Wassermassen und dem Schlamm befreit. Immer wieder mussten die Arbeiten unterbrochen werden, da teilweise noch Elektrizität in den Gebäuden vorhanden war. Auch durch den 2. Zug wurden etliche Liter Wasser bewegt, um den Menschen vor Ort zu helfen.

Die sehr eingeschränkte Infrastruktur war eine der Schwierigkeiten in diesem Einsatz. Die Stromversorgung war nicht immer gegeben, es gab kein Frischwasser zur freien Verfügung. Auch das Mobilfunk- und BOS-Funknetz waren stark beeinträchtigt, was die Koordination der Einheiten erschwert hat. Dennoch wurde die Koordination durch den ELW 2 fachmännisch und routiniert durchgeführt.

Die Versorgung der Einsatzkräfte wurde am Baumarkt durch die Verpflegungskomponente der Kreisfeuerwehr durchgeführt. Unterstützt wurde diese von zahlreichen Anwohnern, die die Einsatzkräfte mit Lebensmittelspenden unterstützten und so ihre übergroße Dankbarkeit ausdrückten. Auch in der zwischenzeitlich gefundenen Unterkunft gingen immer wieder Spenden an die Einsatzkräfte ein. Das Nachtlager wurde durch den ABC Zug und die Einsatzkräfte des DRK in einer Festhalle mit angrenzendem Schützenhaus in Kombination mit einem kleinen Zeltdorf hergerichtet und betrieben. Die Versorgung mit Kraftstoff und die Instandhaltung der Technik wurde wie immer durch die Mitarbeiter der FTZ sichergestellt.

Mehr und mehr konnte ein Erfolg der Maßnahmen sichtbar gemacht werden. Die Wasserstände in den Einsatzstellen fielen und die überfluteten Bereiche wurden immer zugänglicher. Viele Aufträge konnten am Sonntag ihren Abschluss finden. In Absprache mit der örtlichen Einsatzleitung wurden der Kreisfeuerwehrbereitschaft Holzminden am Sonntagnachmittag keine Folgeaufträge mehr übermittelt, sodass die Vorbereitungen für den Rückweg bereits Sonntagabend getroffen werden konnten. Planmäßig konnten die Einheiten dann nach 48 Stunden am Montag den Rückweg antreten und erreichten die Heimat am frühen Montagabend.

Die Einsatzkräfte waren an Ihren zugewiesenen Einsatzstellen lange eingesetzt. Dennoch bot sich vielen in der Stadt ein Bild von Zerstörung und Leid. Aber auch große Dankbarkeit und Menschlichkeit konnte hier hautnah miterlebt werden. Ein großer Dank gilt daher allen Begleitern, der Johanniter Unfallhilfe, dem deutschen Roten Kreuz, den Arbeitgebern unserer Einsatzkräfte, der Feuerwehr Emden, mit der wir hervorragend zusammengearbeitet haben und natürlich jeder und jedem, der oder die uns bei diesem Einsatz unterstützt hat.

Wir möchten uns aber auch ausdrücklich bei den Menschen in Eschweiler und in ganz NRW bedanken, die unsere Motivation durch Spenden, Danksagungen oder ein einfaches Hupen im entgegenkommenden LKW über die komplette Zeit auf einem hohen Niveau gehalten haben. Auch wenn wir wieder in den Landkreis Holzminden zurückgekehrt sind, sind wir in Gedanken bei Euch. Ihr schafft das!

Text: G. Hartmann

Fotos: Kreisfeuerwehr Holzminden

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KFB Einsatz Eschweiler (15.11.2021)



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